Zarathustischer Priester im Iran ermordet.

Politische Entmachtung der Minderheiten mit Suspendierung eines zarathustrischen Abgeordneten im Iran
11. Oktober 2017
Politische Entmachtung der Minderheiten mit Suspendierung eines zarathustrischen Abgeordneten im Iran
11. Oktober 2017

Deutscher zarasthustrischer Verein

Der Text beruht auf Informationen von Keyvan Hour (zarathustrischer Journalist), Iran.

.… Das herrschende religiöse und totalitäre Regime im Iran, das seit Jahren ein Auge auf das Vermögen der zarathustrischen Gemeinde geworfen hat, hat beschlossen, das materielle Kapital der Gemeinschaft aus ihrem Besitz herauszunehmen.

… Aber was kann man da machen? Wir leben seit mehr als vierzig Jahren unter dem Motto “Don’t rock the boat. Don’t make waves”, den Ball flach halten und nicht auffallen. Aber jedes Mal ist man uns noch unhöflicher und gemeiner als zuvor gegenübergetreten.

Die iranischen Zarathustrier im Iran verlangen Gleichheit vor dem Gesetz. Sie bestehen auf ihr Recht auf Gleichbehandlung und Schutz vor Diskriminierung.

Warum wird unser Eigentum, gemäß Artikel 881 des Bürgerliches Gesetzbuches, als das der Ungläubige beschlagnahmt?

Das iranische Zivilrecht enthält einige diskriminierende Gesetze – zum Beispiel das Erbschaftsrecht. Laut Artikel 881 des Bürgerliches Gesetzbuch kann jemand, der kein Muslim ist, beispielsweise nicht von einem Muslim erben. Auch wenn ein Nichtmuslim (Ungläubiger) stirbt und nur ein einziger seiner Erben Muslim ist, fällt diesem der gesamte Nachlass zu – zuungunsten der anderen nichtmuslimischen Erben. Diese Regelung gilt unabhängig von Verwandtschaftsgrad oder Beziehung des muslimischen Erben zu dem Verstorbenen. Dieses Gesetz benachteiligt so nicht nur religiöse Minderheiten, sondern führt auch dazu, dass Menschen aus materiellen Gründen zum Islam konvertieren.

Warum hängt der existenzielle Wert des Menschen im Iran von seiner Religion und seinem Glauben ab?

Im islamischen Recht gilt das Prinzip der Wiedervergeltung. Es sieht vor, dass wenn ein Nicht-Muslim einen Muslim tötet, er auf jeden Fall getötet wird; umgekehrt ist kein Zwang vorgegeben, den muslimischen Mörder hinzurichten. Auch das Blutgeld eines Nicht-Muslims wird infolgedessen nicht definiert.

Laut dem islamischen Recht ist das Blut eines nicht muslimischen Mannes halb so viel wert wie das eines Muslims, und das Blut einer nicht-muslimischen Frau ist halb so viel wert wie das eines Mannes ihrer Religion.

Warum zwingen sie uns Zarathustrier unser geliebtes Heimat zu verlassen, indem sie uns unser Eigentum und Vermögenswerte beschlagnahmen?

Nach der Ermordung unseres zarathustrischen Mubads (Priesters) brauchen wir im Iran finanzielle, rechtliche und religiöse Sicherheit und ein Leben ohne Angst vor Repressionen.

Man sagt, Rechte gibt es nicht geschenkt – sie müssen erkämpft werden.

Und wir Zarathustrier kämpfen seit Jahrzehnten um unsere Rechte, um unser Eigentum sowie um unsere Werte und unsere Heimat.

Mubad ARASH KASRAVI wurde feige und grausam getötet, als er wegen dem Eigentum seines Vaters in den Iran gereist war, um sich um die Erbe seines Vaters zu kümmern.

Seine Mörder befinden sich jedoch weiterhin auf freiem Fuß, und laut dem iranischen Gesetz können sie dem Rechtsstreit wohl schließlich entkommen, indem sie ein Diya (nach dem islamischen Recht die Ausgleichszahlung) zahlen.

Die Geschichte unseres Mubads ARASH KASRAVI ist jedoch nur eines von Tausenden traurigen Geschichten der Zarathustrier im Iran. Seit Jahrzehnten werden Zarathustrier unter der Last diskriminierender Gesetze zermürbt, jene die keine andere Heimat als den Iran haben.

Ungleiches Blutgeld; Artikel 881, der es den Kāfir (Ungläubigen) verbietet, von einem Muslim zu erben (obwohl es ein tieferer Schmerz ist, uns Zarathustrier als Ungläubige zu bezeichnen); diskriminierende (Arbeits-) Gesetze und andere Einschränkungen haben die Zarathustrier gezwungen entweder ihr angestammte und geliebte Heimat zu verlassen oder Ihr Hab und Gut unwillentlich ihren Peinigern auszuhändigen, um zu überleben, oder wenn sie sich widersetzen, werden sie das Schicksal von ARASH KASRAVI und KASRA VAFADARI erleiden.

Wir, die Zarathustrier weltweit, wollen Gerechtigkeit – vor allem in unserer Jahrtausende alten Heimat Iran! Wir sind dort KEINE Gäste für einige Tage. Warum sollten wir Bürger zweiter oder dritter Klasse in unserem eigenen Haus sein oder unser Leben genommen wird wenn wir unsere Rechte einfordern?

Farvahar, das Symbol des Zarathustriertums

Wir sind keine Kriegshetzer, aber die Lehren unseres Lehrers Zarathustra verurteilen das Schweigen angesichts der Tyrannei. Wir fordern laut unser Recht.

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